Wenn Essstörungen den Körper zerstören

Aus einer Diät kann schnell eine Essstörung wie beispielsweise eine Magersucht oder Bulimie resultieren. Das ist nicht nur eine fadenscheinige Theorie, denn die Fakten sehen erschreckend aus. Allein die Ess-Brech-Sucht, welche in Fachkreise als Bulimie bezeichnet wird, tritt erstmals bei Mädchen im Pubertätsalter zwischen 15 und 16 Jahren auf. Ungefähr fünf Prozent aller Frauen im Alter von 14 bis 35 Jahren leiden zudem unter Anorexie – der Magersucht. Doch nicht nur Frauen leiden unter diesen Krankheitsbildern. Auch immer mehr Männer bekennen sich mehr oder weniger zu Essstörungen. Was hier allerdings als knallharte Fakten auf dem Computermonitor vorgelegt wird, ist in Wirklichkeit eine ernstzunehmende Tatsache: Essstörungen entstehen nicht nur aus dem Wunsch heraus, den Körper zu einem schlankeren Erscheinungsbild zu formen, sondern schädigen Betroffene in hohem Maße.

Wunschgewicht

Die Zahl der Jungen und Mädchen, welche auf Magersucht oder Bulimie befragt wurden, sind alarmierend. Jedes 10. Mädchen und jeder 50. Junge bis zur 10. Klassenstufe weisen bulimische Denk- oder Verhaltensweisen auf. Gerade im Alter der Pubertät, in dem sich der Körper verändert und andere Formen annimmt, gerät die Psyche ins Wanken. Neben diversen Diäten rutschen immer mehr Heranwachsende in Essstörungen hinein.
Aber auch ältere Männer und Frauen geraten vermehrt unter psychischen Druck, welche von der heutigen Gesellschaft und dem persönlichen Umfeld gefördert wird. Dass mehr Frauen den Schönheitsidealen folgen und in den Teufelskreis der Bulimie oder Magersucht geraten, wird nicht selten von der Modelbranche, dem Berufsleben, dem privaten Umfeld oder Freundeskreis bestimmt. Meist ist der Druck nach dem „perfekten Aussehen“ so hoch, dass sich die Frauen in ihrer Not nicht anders zu helfen wissen.

Ist man allerdings erst in einer Essstörung „gefesselt“, kommt man schwerlich wieder ins normale Leben zurück. Die Ess-Brech-Sucht beispielsweise wird durch zwanghaftes und häufig wiederholtes Auftreten von Fress- und Heißhungerattacken bestimmt. Bis zu einem gewissen Punkt wird gehungert, bis der eigene Körper signalisiert, dass Zeit zum Essen ist. Der Heißhunger ist dann so enorm, dass mehrere tausend Kilokalorien auf einem Mal verspeist werden, doch damit ist es noch nicht genug. Nachdem der Hunger gestillt wurde, holt dem Betroffenen die Realität und somit das „schlechte Gewissen“ ein – es wird sich erbrochen, aus Angst, dass man zu schnell wieder zunimmt. Die Häufigkeit dieser Essanfälle ist je nach Typ unterschiedlich und reicht von einmal die Woche bis hin zu mehreren Malen pro Tag. Das Essverhalten für Bulimiker ist meist immer dasselbe: striktes Diätverhalten gefolgt von unkontrollierten Heißhungerattacken resultieren in absichtlich herbeigeführtes Erbrechen. Zudem kommt die ständige Angst vor dem Zunehmen oder Dicksein, was das Krankheitsbild somit vervollständigt.
Einige Betroffene treiben zusätzlich überdurchschnittlich Sport und nehmen außerdem Abführ- oder Entwässerungsmittel ein, um das Gewicht schnellstmöglich zu reduzieren oder zu halten.

Doch neben all den Tatsachen machen sich viele krankheitsbetroffene Menschen keine Vorstellung von dem, was sie mit den Essstörungen ihrem eigenen Körper antun. Mit jedem bulimischen Anfall leidet neben der Psyche auch die Substanz des Körpers. Durch das häufige Erbrechen werden durch die Magensäure, welche immer wieder durch die Speiseröhre gelangt, gravierende und bleibende Schäden erzeugt. Es kann und wird zwangsläufig zu Entzündungen der Speiseröhre und der Speicheldrüse kommen. Auch Zahnschäden durch Übersäuerungen im Mundraum sind keine Seltenheit. Diese Zahnschäden reichen in vielen Fällen von Karies bis hin zu Zahnfäule oder Absterben der Zähne – ein schöner Anblick beim Lächeln eines Menschen, der durch Essstörungen sein Gebiss ruiniert hat, ist sicherlich etwas anderes.
Weiterhin ist ein Mineralstoffmangel durch vermehrten Verlust über die Ausscheidung der Magensäure Anlass zur Sorge. Der Körper verliert zu viele lebenswichtige Vitamine und Mineralsäure durch das häufige Erbrechen, so dass betroffene Personen sehr oft mit schlechter Haut, brüchigen Fingernägel, strähnigen Haaren und einem blassen Aussehen einen ungesunden Anblick bieten. Infolge von monate- oder jahrelangem Essstörungsverhalten ist es sehr oft gegeben, dass Patienten als Resultat ein Magengeschwür ihr eigen nennen dürfen. Dies entsteht durch die starke Beanspruchung des Magens und verspricht häufige Schmerzen und Krämpfe, welche nur medikamentös zu lindern sind.
Ebenso zählen Herzrhythmusstörungen und Kreislaufprobleme zu den Nebenwirkungen einer Magersucht oder Bulimie.

Das Ausmaß und die Ursache für die Essstörungserkrankung ist bei vielen Patienten unterschiedlich, dennoch sollte erwähnt werden, dass der Preis für eine derartige Krankheit sehr hoch ist und in enorm vielen Fällen mit dem Tode bezahlt wird. Ein Leben lang einem Schönheitsideal nachzueifern und schlussendlich das Leben nicht richtig ausgekostet zu haben, erscheint in mancher Hinsicht zweifelhaft.

Wer sich in diesem Artikel mit seinem Essverhalten wieder erkannt hat sollte umgehend einen Arzt aufsuchen oder therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Mit Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht darf nicht „russisches Roulette“ gespielt werden. Viele Betroffene vergleichen ihr Essverhalten mit dem Trinkverhalten von „trockenen Alkoholikern“ – man ist nie geheilt, kann aber Dank der heutigen Aufklärungsprogramme sehr gut versuchen, sein Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken.

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