Wie viel sollte man in der Schwangerschaft zunehmen?

„Du musst jetzt für zwei essen!“, werden viele Frauen zu hören bekommen, wenn sie Freunden und Verwandten von ihrem neuen Zustand berichten. Ein Kind ist unterwegs – für viele Menschen gibt es kaum eine schönere Nachricht zu vermelden. Aber bedeutet das gleich, dass man auch doppelt soviel essen muss?
Die veraltete Weisheit scheint auch heutzutage weit verbreitet zu sein, dabei handelt es sich hier um einen Irrglauben. Natürlich lässt sich in den 40 Wochen der Schwangerschaft eine Gewichtszunahme nicht vermeiden, aber dies sollte nicht durch eine falsche Ernährung begünstigt werden.

Wunschgewicht

In den ersten Wochen werden die meisten schwangeren Frauen den neuen Zustand kaum bemerken. Außer der morgendlichen Übelkeit ist von einem Babybauch noch keine Spur zu erkennen und auch die Jeanshosen oder normalen Röcke passen noch makellos. Ab der 14. Woche ist dann langsam aber sicher ein kleiner Bauchansatz zu erkennen und auch die Waage wird ein paar Pfund mehr nicht verbergen können. Dies ist aber völlig normal und ist auch gut so: rund ein Viertel der Gesamtzunahme in der Schwangerschaft fällt in der Zeit zwischen der 12. und 20. Woche an. Dies liegt unter anderem am wachsenden Kind, der Plazenta, des Fruchtwassers, des zunehmenden Brustgewebes und der Gebärmutter. Ebenso nimmt die Blutmenge der werdenden Mutter zu und auch viele Schwangere werden über verstärkte Wassereinlagerungen klagen. Doch wie viel darf eine Frau in anderen Umständen nun wirklich zunehmen und wie sollte man sich in der Schwangerschaft richtig ernähren?

Isst man nicht viel mehr als vor der Schwangerschaft, so werden sich auch keine größeren Fettpölsterchen ansammeln, die es nach der Geburt zu bekämpfen gäbe. Wie viel eine Schwangere letztendlich zunehmen darf, hängt von jeder Frau individuell ab. Der Gynäkologe macht dies unter anderem vom Startgewicht der werdenden Mutter ab und kontrolliert bei jeder Vorsorgeuntersuchung die Zu – oder Abnahme der Mutter. Beides kann gewisse Komplikationen und Risiken beinhalten. In der Regel ist eine Zunahme von 9 – 14 Kilo für eine Schwangere bedenkenlos und durchaus angebracht. Hierbei verteilen sich ca. ein Kilogramm auf die Gebärmutter, 400 g auf das zunehmende Brustgewebe, 1300 g auf die erhöhte Blutmenge, 1600 g für Wassereinlagerung, 3600 g für das neugeborene Kind, 750 g werden der Plazenta zugeordnet, 900 g Fruchtwasser angerechnet und ca. 3400 g für Fetteinlagerung der Mutter beziffert.

Eine regelmäßige und genaue Kontrolle der Gewichtszunahme ist deshalb wichtig, um das Wohl von Mutter und Kind zu gewährleisten. So kann ein wesentliches Übergewicht in der Schwangerschaft zu hohen Blutdruck führen. Auch erhöhte Wassereinlagerungen können zu einer plötzlichen Gewichtszunahme führen und müssen von dem behandelnden Gynäkologen genauestens beobachtet werden. In vielen Fällen kann das Übergewicht zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führen. Dies muss sehr ernst genommen werden, da es eventuell Schwangerschaftsdiabetes mit sich ziehen kann und auch das Kind gefährdet. Ebenso kann durch ein Mehrgewicht die Geburt für Mutter und Kind erschwert werden. Selbst das Neugeborene ist wohlmöglich durch die Mehrversorgung an ein höheres Geburtsgewicht zu erkennen.

Bei einer zu geringen Gewichtszunahme oder einem Untergewicht der schwangeren Frau kann es ebenfalls zu gesundheitlichen Problemen kommen. Hierbei können Frühgeburten begünstigt werden, welche einen schwierigen und gefährlichen Lebenseinstieg für das Kind bedeuten, da es ebenfalls untergewichtig ist und die lebensnotwendigen Organe noch nicht ausreichend ausgebildet sind.
Damit kein Über- oder Untergewicht entsteht, kann sich eine schwangere Frau und werdende Mutter an folgende Richtlinien orientieren: der Energieverbrauch steigt trotz Schwangerschaft kaum, deshalb sollte man die Kalorienanzahl pro Tag von 2100 auf ungefähr 2500 steigern. Wird nach der Geburt gestillt, so ist eine Erhöhung auf 3000 Kilokalorien pro Tag ratsam. Hierbei ist auch auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu achten, welche alle Nahrungsgruppen beinhalten sollte: Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Früchte und Getreideprodukte sollte regelmäßig verzehrt werden um den Fett-, Protein- und Kohlenhydrathaushalt konstant zu halten.

Diese Hinweise sollen in keiner Weise Angst oder Sorgen für eine Schwangerschaft bedeuten oder die zukünftige Mutter beunruhigen, sondern lediglich verdeutlich, warum der Gynäkologe bei jeder Untersuchung eine genaue Gewichtskontrolle vornimmt.

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